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22. Dezember - Das Heiligenhäuschen auf dem Hartenberg

 

Zugegeben, es sieht mehr nach einem Garagentor aus, unser Türchen zum Heiligenhäuschen auf dem Hartenberg. Es ist aus verstärktem Walzblech hergestellt und schützt seit 115 Jahren den heimeligen Innenraum.

Mit viel Herzblut und in Eigenarbeit wurde das Kapellchen auf dem Grund und Boden von Schmied Adolf Meurer erbaut, aus Dank für eine überstandene Seuche.

Zeitgleich pflanzten die beteiligten Familien Meurer und Weyler eine Linde daneben, die heute weithin sichtbar ist und wie das Heiligenhäuschen unter Denkmalschutz steht.

Die Linde und eine Bankgarnitur laden an warmen Sommertagen zu einer schattigen Rast ein.

 

Um den Lindenbaum ranken sich viele Erzählungen, wie auch das folgende Märchen treffend erzählt:

Es lebte ein armer Holzknecht mit seiner Familie am Fuße der Anhöhe, wo der Wald begann. Er hatte große Sorgen, denn Frau und Kinder waren lungenkrank. Im Normalfall war da schon eine Erkältung gefährlich, aber in jenem Frühjahr hatte die Grippe arg zugeschlagen. Nur das kleine Mariele war so gut beisammen, dass sie dem Vater noch die Jause in den Wald bringen konnte. An jenem Augusttag fiel ihr der Anstieg besonders hart. Als es ein paar Meter der steilen Himmelsstiege - so heißt heute noch ein besonders steiles Wegstück im Wald - erklommen hatte, bekam es einen Hustenanfall, dass es meinte, es müsse ersticken.

Die hochmütige Linde hatte alles mitangesehen und bekam Mitleid mit dem geplagten Kind. "Gute Gottesmutter, hilf diesem armseligen kleinen Geschöpf. So unschuldig und klein, sollte es nicht so leiden müssen! Ich will dir auch all meine Blätter geben, aber hilf!“

Da kam ein altes Weiblein des Weges. Auf dem Arm trug es einen leeren Korb. Offensichtlich war es beim Kräuter sammeln. Sofort ließ die Linde schnell ihre schönsten Blätter fallen. Die Alte klaubte sie mit einem Lächeln auf und ging ihres Weges. Als sie kurze Zeit später die Himmelsstiege erreichte, begann sie mit dem kranken Mädchen zu sprechen. Gemeinsam wanderten sie weiter bergan. Und siehe da, je weiter die beiden hinaufstiegen, desto leichter wirkten ihre Schritte. Die Anstrengung schien mit jedem Schritt etwas leichter zu werden. Die letzten paar Schritte setzte es leichtfüssig, ganz ohne sich zu plagen. 

Oben führte die alte Frau das Kind in eine Hütte, die dem Lindenbaum seltsamer Weise noch nie zuvor aufgefallen war. Dort bereitete sie aus den Blättern der Linde einen Tee zu, süßte ihn mit Lindenblütenhonig und reichte ihm dem Mädchen, das ihn gierig in sich hinein schlürfte. Die ganze Zeit über war es dem Baum, als höre er einen himmlisch schönen Gesang, begleitet von engelsgleichem Rosenduft. Da wusste er, wer ihm da zu Hilfe geeilt war. So erhielt die Linde durch die gute Tat ihre Heileigenschaften zurück, die ihr von Anbeginn der Zeit geschenkt worden waren.

Rezept Lindenblütentee

Für eine große Kanne Lindenblütentee übergießen sie eine Handvoll getrocknete Lindenblüten mit 1 Liter heißem Wasser - 2 Teelöffel frische oder 1 Teelöffel getrocknete Lindenblüten pro Tasse -, lassen 5 Minuten ziehen, sieben ab - und trinken so viel und so heiß wie möglich.

Lindenblütentee ist gut bei Erkältungskrankheiten und Grippe, unterstützt das Immunsystem und steigert die Abwehrkräfte. Die wassertreibende Wirkung der Lindenblüten hilft bei Blasen- und Nierenleiden, die krampflösende Wirkung lindert Magenschmerzen und Unterleibsbeschwerden sowie Kopfschmerzen und Migräne. Auch bei Husten lösen Lindenblüten den zähen Schleim, entkrampfen die Bronchien und erleichtern das Abhusten.

Den Tee süßen und seine Wirkung verstärken können Sie mit einem selbst angesetzten Lindenblüten-Honig. Geben Sie etwa 1 Tasse Lindenblüten auf 1 Glas möglichst flüssigen Honig und vermischen es sorgfältig. Schon nach 24 Stunden hat der Honig dieses Aroma angenommen!